“M”-Probe mit René Gabriel am 19. Dezember 2007

René Gabriel Kommentar zum 19.Dezember 2007
Weitere allgemeine Probennotizen finden Sie auf der Seite von René Gabriel
www.weingabriel.ch

19. Dezember: Der ganze Abend im uralten Lokal zur Lindenwirtin Aennchen in Bonn-Bad Godesberg drehte sich um önologische M’s. Elke Drescher lud Ihre Kunden und Freunde zu Musar: 1956, 1959, 1964, 1970, 1972. Dieser als Rhônehafte Libanese scheidet ja die Weingeister. Wer aber je einen Schluck vom schon fast dramatischen 1970er hätte trinken können, der wäre wohl bekehrt worden. Zweiter Flight: Montrose. 1928 als grossartige Legende. Einen so grossen alten und auch sauberen Montrose trank ich bisher noch nie in dieser Kondition (19/20). 1954 als Jahrgangsüberraschung schlechthin und eigentlich besser als der grössere, aber leicht unsaubere 1955 im Glas neben dran. Den 1989 kannte ich ja noch vom Vortag als ich ihn aus der Magnum trank. «Lustig ist das Degustiererleben – faria faria ho..»

Dazu gab es recht feine Ravioli. Leider war die gleichfarbene Tunke darüber so klebrig, dass man hätte Hochhäuser zusammenkleben können… Château Margaux: 1924 als süsser Riojahafter, fragiler aber doch bezaubernder Wein. Der 1934 als grosser, unterschätzer Margaux und daneben ein zu jung erscheinender aber doch reifer 1979. Ein wunderschönes Trio! La Mission Haut-Brion: 1964 als Duftorgie mit fragil schlankem, aber süssem Körper. 1966 der mit einem feinen Fehlton begann und sich dann (fast) erholte. 1974 der mit Latour der beste Wein eines zu recht schlecht gehandelten Jahrganges gilt. Mit eben diesen beiden Ausnahmen. Und den 1979 der genau so schmeckt wie ein Mission des alten Kapitels schmecken muss: Pferdestall, Leder, Nussschalen, getrocknete rote Beeren, Stielwürze und Tabak à gogo. Wenn Sie diesen Wein demnächst noch kaufen wollen, dann müssen Sie mich bei den folgenden Auktionen überbieten!

Das Finale mit ein paar alten Chambolle-Musigny: 1947, 1955, 1964, 1969. Zum Teil Händlerfüllungen. Alle recht gut. Der beste (nach einer Stunde) 1969 Les Charmes von der Domaine Grivelet. Ja – Pinot kann Tanzen!

P.S. Hingeflogen bin ich mit den Germain Wings. Der Flug kostete 1 Euro. Die Gebühren noch 85 Franken dazu. Das ist, wie wenn man in einem Restaurant ein Rindsfilet für einen Euro bekäme. Die Pommes-Frites als Beilage (mit 85 Euro auf der Karte) jedoch obligatorisch sind.